In einer Zeit, in der bereits die jüngere Generation nach neuesten Untersuchungen überdurchschnittlich orientierungslos ist, mit Angstzuständen behaftet und mit Erschöpfungszuständen pathologischer Art zu kämpfen hat, folgt immer häufiger der Rat, sich einfach von den schnelllebigen Datenfluten abzukoppeln. Soziale Netzwerke sollten ausschließlich in fixen Zeitfenstern, am besten tageweise gar nicht, in Anspruch genommen werden. Nachrichten seien allenfalls ein- oder zweimal pro Woche und dann an einem Stück gelesen bzw. nur eine Sendung gesehen gut, statt fortlaufend immer alles im Auge zu behalten. Unabhängig von der obligatorischen Frage eines Babyboomers: „Was ist bloß los mit den Jüngeren?“, fällt es auch mir zunehmend schwer, wichtige von unwichtigen und Informationen sauber zu selektieren. Während früher ein Urlaub eine echte Nachrichten-Diät war, nötigten mich heute mein Smartphone und mein Tablett selbst in der Erholungszeit dazu, taggenau, wenn nicht sogar minutengenau das aktuelle Weltgeschehen mit all seinen Katastrophen im Straßen-Café, dem Baden im Meer oder beim Warten in der Museumsschlange zu verfolgen. Ja, und das belastet!
Wie gut ist es doch, dass das Medizinprodukte Journal klassisch, in Papierversion und in einem entspannten 3-Monats-Rhythmus daherkommt. Es besteht weder der Druck, alles sofort zu lesen, denn die Ausgabe liegt auch morgen noch auf dem Tisch. Auch sind die Themen kaum geeignet, flüchtig zwischen der letzten Information zum Tarifstreit der Lokführer, den Bildern zerbombter Häuser, der Entlassung eines Bundesligatrainers und Millionen hungernder Menschen in eine richtige Zuordnung gebracht zu werden. So beleuchtet in dieser Ausgabe Dr. Hofer das Spannungsfeld zwischen der DSGVO und dem EU Data Act, der zugunsten Aller die Verwertung personenbezogener Daten gerade in vernetzten Strukturen zu regeln sucht. Auch Medizinprodukte sind Teil vernetzter Strukturen und erzeugen haufenweise spannende Daten. Aber nicht nur die Nutzung von Daten ist ein für Medizinprodukte an Relevanz zunehmendes Thema, auch chemische Substanzen in Medizinprodukten unterliegen immer strengeren Vorgaben, was Dr. Schüngel in seinem Beitrag am Beispiel PFAS plastisch darstellt. Einen ganz anderen Blick eröffnet die Darstellung von Frau Benad und Frau Steckeler über die von mehreren Verbänden und der DIHK durchgeführte Umfrage bei mehr als 400 Medizinprodukteherstellern über deren Erfahrung mit der Umsetzung der MDR. Als Fazit kann man sagen: Sehr ernüchternd.
Aber Schluss mit negativer Einstimmung. Ich garantiere viele positive Erkenntnisse, abseits der zuweilen belastenden Nachrichtenflut. In diesem Sinne wünsch ich eine Sie ent-, aber auch spannende Lektüre!
Ihr
Volker Lücker