Der Astronaut und Geophysiker Alexander Gerst ist nach einem halben Jahr auf der Internationalen Raumstation ISS inzwischen wieder auf der Erde gelandet. Viele von uns haben die Bilder gesehen, die gerodete Regenwälder, ausgetrocknete Seen und schmilzende Gletscher zeigen. Deutlich sichtbar waren auch die Folgen des heißen Sommers 2018. Alexander Gerst hat in einem Video daran erinnert, dass wir „keinen Planeten B“ haben, und entschuldigt sich bei der nächsten Generation. Mich persönlich hat das sehr betroffen gemacht.
Sicher fragen Sie sich, wie ich nun den Bogen zur Medizintechnik schlage, aber das ist gar nicht so schwer. Die Frage nach Umweltschutz und Nachhaltigkeit betrifft die Medizintechnik- Branche genauso wie andere Branchen. Daneben steht aber auch die Gewährleistung der Sicherheit von Medizinprodukten. Beides muss miteinander in Einklang gebracht werden. In regulatorischer Hinsicht ist bereits einiges geschehen (z.B. im Chemikalienrecht oder bei der Festlegung von Anforderungen an Elektround Elektronikgeräte), aber es bedarf sicher noch größerer Anstrengungen aller Beteiligten, um Umweltschutz und Nachhaltigkeit tatsächlich voranzubringen. Ohne Frage ist die Sicherheit von Medizinprodukten das oberste Prinzip, aber denken wir auch an unseren Planeten A und räumen dem Umweltschutz und der Nachhaltigkeit mehr Aufmerksamkeit ein als bisher.
Das aktuelle Heft des MPJ beschäftigt sich mit dem Hier und Jetzt. In vier Aufsätzen werden die Auswirkungen der neuen EUVerordnungen auf die Medizintechnik- Branche und deren Wirtschaftsakteure aufgegriffen. Bernhard Weber diskutiert die neuen Anforderungen auf Unternehmensstrategien (S. 18). Er hebt hervor, dass die Anforderungen zur Produktentwicklung und zum begleitenden Risikomanagement von erheblicher Bedeutung für Unternehmensstrategien sind. In diesem Kontext kommt dem Schutz des Knowhows von Zulieferern große Bedeutung zu, der von Frank Baur, Katharina von Struensee und Stefan Ruck genauer beleuchtet wird (S. 3). Für Zulieferer ist das Zurverfügungstellen der Technischen Dokumentation mit einem existenziellen Risiko verbunden. Hier müssen Lösungen gefunden werden. Angela Graf beschäftigt sich eingehend mit dem Handel mit Medizinprodukten (S. 8), der nun umfassender geregelt wird. Sie sieht noch viele offene Fragen und Umsetzungsschwierigkeiten. Und zuletzt stehen die Auswirkungen eines sogenannten „Hard Brexit“ im Fokus, der von Christian Fulda und Lars Schönwald beschrieben wird (S. 24). Nicht wenige Hersteller werden von diesen Auswirkungen betroffen sein.
Lassen Sie mich noch einmal auf unseren Planeten zurückkommen: wir sind zwar mitten in der Umsetzungsphase der neuen Bestimmungen der Verordnungen. Wir müssen aber auch einen offenen Blick für andere wichtige Themen haben. Vielleicht sollten wir die Erde regelmäßiger von oben betrachten. Das hilft!
Viel Spaß beim Lesen!
Ihre
Heike Wachenhausen