Liebe Leserin, lieber Leser,

Betrachtet man die internationale politische Lage, könnte man zunehmend glauben, allein Gewalt sei die Lösung aller Konflikte bzw. der einzige Weg, die eigenen Interessen zu wahren. Zumindest von mir längst als abgeschlossen geglaubte Konflikte brechen an vielen Stellen der Erde wieder auf. Vielleicht bin ich auch nur zu naiv, weiter daran zu glauben, dass Sachargumente und die Bereitschaft, die andere Seite anzuhören und verstehen zu wollen, die einzig erfolgversprechende Strategie für ein friedliches Miteinander und eine Konfliktlösung ohne pathetische Zuweisung einer Verliererposition darstellt.

 

Andererseits möchte ich mir diesen Glauben nicht nehmen lassen, denn auch im Sektor der Medizinprodukte hat es seit der Ankündigung der MDR bis heute oft an der Bereitschaft gefehlt, innerhalb der beteiligten Kreise einmal kurz einzuhalten und „konträre“ Positionen ergebnisoffen zu reflektieren. Umso mehr freue ich mich, dass wir Herrn Ortwin Schulte, BMG dazu gewinnen konnten, uns Gestaltungsperspektiven zur MDR / IVDR aus seinem Blickwinkel zu präsentieren. Dass es überhaupt Gestaltungsmöglichkeiten gibt, ist für mich bereits ein wichtiges Signal. Die Umsetzung der MDR / IVDR läuft weiterhin nicht rund. Es besteht Handlungsbedarf, wobei eigene Postionen jedoch keinesfalls gewaltsam durchgesetzt werden sollten. Weder Zertifikatsverweigerungen oder Vermarktungsverbote aus formalen Gründen noch Drohungen der Portfoliobereinigung zu Lasten der Produktverfügbarkeit bei der  Patientenversorgung sind angezeigt und daher wenig hilfreich. Um Konfliktstoff geht es auch, wenn sich Dr. Cord Willhöft und Dr. Franziska Huber mit der spannenden Frage beschäftigen, wie bei der Unternehmensakquisition gewährleistet wird, dass die Verkehrsfähigkeit der Produkte sowie deren Erstattungsfähigkeit erhalten bleiben kann. Dazu passt der Blick von Dr. Mathias Klümper auf die Frage, was im Medizinproduktebereich neben den klassischen Compliance – Aspekten in den letzten 24 Monaten an weiteren gesetzlichen Vorgaben entstanden ist. Ins Bewusstsein gerückt ist auch die Diskussion um KI, der sich Dr. Peggy Müller in ihrem in die Zukunft weisenden Beitrag widmet. Sehr erfreut bin ich über das mit Dr. Marc-Pierre Möll vom BVMed geführte spannende und illustre Interview, was ebenfalls in dieser Ausgabe abgedruckt ist. Auch dieses Gespräch fand in einer vollkommen gewaltfreien lockeren Atmosphäre statt. Und so wünsche ich Ihnen viele neue Impulse, Einsichten und Informationen bei der Lektüre der aktuellen Ausgabe unseres Medizinprodukte Journals.

 

Ihr

Volker Lücker